Im lauschigen Hafen von Althagen, Ortsteil des Ostseebades Ahrenshoop, duftet es nach Räucherfisch. Erster Blickfang auf der Boddenseite, eines durch ein Stück Land vom Meer abgetrennten Binnengewässers, sind die historischen Zeesenboote (auf plattdeutsch „Zeesboot“). Diese hölzernen Oldtimer, breitrumpfige Haffkähne, wurden seit Jahrhunderten für die Fischerei in den flachen Gewässern von Vorpommern genutzt. Der Name leitet sich von den seitlich eingesetzten „Zeesen“, den sackartigen Schleppnetzen, ab. Zum Bau der offenen Schwertboote wurde Eichen- oder Lärchenholz verwendet, die rotbraunen Baumwollsegel der Gaffeltakelung wurden mit Holzteer, Lebertran, Lauge und Rindertalg imprägniert („geloht“). Die alte Kennung dieses Bootstyps, „FZ“, wird in Kombination mit einer Nummer auf dem baumlosen Gaffelgroßsegel geführt. Der Schiffsrumpf wurde häufig durch Eisengewichte verstärkt, um ein Kentern oder Volllaufen der halboffenen Boote – die Takelage weist eine Gesamtsegelfläche von gewaltigen 110 Quadratmetern auf – bei starken Böen zu verhindern. Somit ist die Schwimmfähigkeit im Falle einer Havarie nicht mehr gegeben und ein Einsatz auf der nahen Ostsee aus Sicherheitsgründen ausgeschlossen. Die traditionelle Zeesenbootfischerei, die bedingt durch die Schleppnetze eine sehr hohe Fangquote – Hecht, Aal, Zander, Stint – aufwies, wurde offiziell erst in den 1980er Jahren beendet. Das flache Brackwasser des Boddens gilt als ideales Jollen- und Katamaranrevier mit Tiefen von 2- 3 Metern – für Festkieler nicht unbedingt zu empfehlen. Von Born am Darß oder Prerow aus fahren auch Charterboote oder Linienschiffe auf den Bodden. Am frühen Morgen oder in den blauen Abendstunden ergeben sich die schönsten Einblicke in die Natur.
Ahrenshoop. Landschaftsmaler Paul Mueller Kaempff gründete hier 1892 eine Künstlerkolonie, die schnell zum Sehnsuchtsort der Kreativen aufstieg. Käthe Miethe, Gerhart Hauptmann und Albert Einstein schwärmten dereinst von ihrem Aufenthalt am mecklenburgischen „Ende der Welt“. Literarische Rundgänge zeugen noch heute vom Erbe dieser Epoche, ebenso finden im blauen „Kunstkaten“, in dem schon die frühen Kolonisten und Künstler ihre Werke ausstellten, aktuelle Lesungen und Vernissagen statt. Die Kurverwaltung, Kunsthäuser, Keramikwerkstätten und Veranstaltungshäuser laden zudem regelmäßig zur „langen nacht der kunst“, die jeweils seit nunmehr 17 Jahren im August stattfindet. Alle Veranstaltungsorte erstrahlen in dieser Nacht in einem bunten Licht und eigene kreative Aktionen der Besucher sind möglich. Mit den „Ahrenshooper Filmnächten“ – ein Festival im ehemaligen Kurhaus „The Grand“ – wird die Tradition der alten Malerkolonie auf andere Weise weitergeführt: Filmschaffende des jungen deutschen Kinos treffen hier jeweils im September auf ein filminteressiertes Publikum. Die ursprüngliche Natur, die Weite der Landschaft und das besondere Licht befördern auch heute noch kreative Prozesse.
Gut zu wissen:
Unterkunft: Gastgeberverzeichnis Ahrenshoop, Tel.: 038220 / 825 35, http://www.ahrenshooper-ferien.de. Camper finden u. a. in Prerow oder Dierhagen gut ausgestattete Plätze, siehe http://www.camping-neuhaus.de oder http://www.regenbogen-camp.de.
Restaurants: The Grand (ehem. Kurhaus), Ahrenshoop, http://www.the-grand.de, Roof-Top-Bar „Weitblick“ und Filmnächte, Fotos illustrer Gäste zieren die Wand. In Prerow bietet das neu eröffnete Darßer Brauhaus selbst gebrautes Bier und frische Speisen, http://www.darsser-brauhaus.de. In Wustrow ist das urige Restaurant Moby Dick an der Seebrücke empfehlenswert, http://www.restaurant-moby-dick.de. Frischen Räucherfisch und Fischbrötchen gibt es an jeder Ecke, z. B. im Räucherhaus im Hafen von Althagen, http://www.raeucherhaus.net. Restauranttipps finden sich auch in der kostenlosen Gazette „Urlaubslotse“, die überall vor Ort ausliegt und von der Ostsee-Zeitung herausgegeben wird.
Kultur: Ausstellungen, Veranstaltungen, Museen siehe http://www.ostseebad-ahrenshoop.de und http://www.naturklaenge.net. Kunstmuseum Ahrenshoop, http://www.kunstmuseum-ahrenshoop.de. In Zingst hat sich seit mehreren Jahren ein Foto-Festival etabliert.
Aktivitäten: Surfcenter Wustrow, http://www.surfcenter-wustrow.de. Linien- und Rundfahrten durch den Nationalpark „Vorpommersche Boddenlandschaften“ ab Wustrow, Born, Ribnitz und Dierhagen, http://www.boddenschifffahrt.de. Fahrten zur Insel Hiddensee ab Zingst, http://www.reederei-poschke.de. Beliebt sind Wanderungen, Radtouren sowie Kutschfahrten im urigen und autofreien Darßwald mit Ziel Leuchtturm und Natureum, http://www.meeresmuseum.de. Im Herbst lassen sich hier auch Rotwild und Kraniche (www.kraniche.de) beobachten, siehe http://www.nationalpark-vorpommersche-boddenlandschaft.de. Der Ostseeküsten-Radweg führt auch über Fischland-Darß-Zingst. Angeln ist sehr beliebt, ebenso gibt es Tauchziele wie den Bernsteinsee oder Wracktauchgänge vor Ahrenshoop. Zeesenbootfahrten u. a. in Wustrow oder Althagen.
Wellness: Verwöhnaktionen und Wellnessangebote im Haus Antje, Ahrenshoop, http://www.ostseehotel-hausantje.de.
Nachtleben: In Ahrenshoop „Die Tute“, in Zingst „Der blaue Peter“, in Prerow mittwochs und freitags Beachpartys.
Anreise: Mit dem Bus der Linie 210 von Ribnitz-Damgarten (Bhf.), Flixbus/Mein Fernbus oder mit dem eigenen PKW. Die Linie 210 führt einen Fahrrad-Anhänger für Radfahrer mit.
Info: http://www.fischland-darss-zingst.de
© Foto und Text von Ralf Falbe 08/2016. Mit freundlicher Unterstützung durch den Tourismusverband Fischland-Darß-Zingst e. V. im August 2016.