Kajaking auf dem Schaalsee

    0
    3514

    Rund um das UNESCO-Biosphärenreservat Schaalsee erstrecken sich Moore, Weiler und Buchenwälder. Ein Eldorado für Kanuten, Angler und Outdoor-Freunde, gespeist von unterirdischen Quellen: In der weiträumigen Seenkette, einst deutsch-deutsches Grenzgebiet, lassen sich urige Badestellen, glasklare Fischgründe und stille Seitenarme erkunden. Genusspaddler stoßen hier in der blutroten Abenddämmerung auf eine unberührte Waldkulisse, die an das ferne Finnland erinnert. Touristenströme? Fehlanzeige.

    Kanuten und Kajakfahrer haben die rund 14 Kilometer langen 9 Teilseen fast für sich alleine, nur einige Angler und Badeurlauber zeigen sich an dieser entlegenen Grenzregion zwischen Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Der 1925 erbaute Schaalseekanal – eine künstliche Wasserstraße – verbindet das Gewässer im Norden mit der Ratzeburger Seenplatte, während man am Südufer auf die Kleinstadt Zarrentin stößt, dazwischen liegen mehrere Inseln wie Kampenwerder. Der Schaalsee zählt neben dem Bodensee zu Deutschlands tiefsten Klarwasserseen mit einer Tiefe von bis zu 72 Meter. Eine kleine Schnorchelausrüstung – Flossen sind bei der windbedingten Strömung nicht zu vernachlässigen – sollte daher im Handgepäck nicht fehlen.

    Stundenlanges Paddeln, Sonnenbaden, Schnorcheln: An vielen Ecken des Sees kann man die Ruhe auf dem Wasser unbeschwert genießen. Es geht entlang der grün bewachsenen Schilfufer mit den vielen Libellen, wo sich das Wasser nicht so kabbelig zeigt wie am offenen Zugang zur Seenmitte. Der Seegang ist moderat, das Kanu leicht zu meistern, der Schwan neugierig. Auf der großen, offenen Wasserfläche in der Mitte des Sees angekommen, wird das Boot von kleinen Wellen umspült. Erste Blasen zeigen sich an den Händen. Die Tretboote aus Zarrentin tuckern gemächlich vorbei, man mustert neugierig das tanzende Kanu mit den fremden Gestalten. Wenig später dann Kurswechsel, es geht zurück im Windschatten eines einsamen Segelbootes. Das Paddeln wird zum sportlichen Genuss, das Kanu durchschneidet schmatzend die Wasseroberfläche. Die übersäuerten Muskeln entspannen sich merklich.

    Unter dem Boot zeigt sich alsbald ein kleiner Fischschwarm, eine neugierige Abwechslung beim schlingernden Rutschen auf der sanften Welle. Nicht nur für das Befahren des Biosphärenreservats Schaalsee gelten strenge Regeln, auch das Angeln unterliegt hier behördlichen Auflagen. Nach Ende der Hechtschonzeit im Mai lassen sich aber kapitale Brocken wie Aal, Karpfen oder Barsch mit einem eindrucksvollen Drill fangen. Die Maräne, silberfarben wie ein Hering, zählt zu den besonderen kulinarischen Genüssen der Region: Der Speisefisch zählt zur Familie der wohlschmeckenden Salmoniden und ernährt seit Generationen die ortsansässigen Fischer – frisch eingelegt oder geräuchert im Brötchen eine Delikatesse.

    Der Gegenwind pfeift nun. Spritzwasser trifft das Vorschiff – eine mitgebrachte Trockenbox im Cockpit bewährt sich und die Kamera bleibt trocken. Über dem Boot zieht ein Seeadler majestätisch seine Kreise, während in der Ferne Kraniche abheben. Rasch wandert das Fernglas in die bereits schmerzende Hand, aus einer schlichten Kanutour wird eine ornithologische Expedition. In der Ferne tauchen die charakteristischen Badestege im dicht bewachsenen Schilfufer der zerklüfteten Buchten auf, in der letzten Eiszeit von Gletschern geformt und Brutstätte der vielen Wasservögel. Blütenteppiche und Seerosen ziehen auf dem kabbeligen Wasser vorüber.

    Weit, nass, grün: Eine Wanderfahrt, die alle Erwartungen an ein Mikro-Abenteuer vor der Haustür erfüllt. Am Abend dann wieder Landgang im dicht bewaldeten Schaalsee-Camp an der Piperseebrücke. Lagerfeuer lodern auf, es duftet nach würzigem Grillfleisch. Einige Planwagen nach Western-Art gruppieren sich um lichte Baumreihen auf diesem urigen Campingplatz, daneben Wohnmobile und einfache Zelte im Dickicht. Selbst die Wanderwege in Ufernähe sind urwaldartig bewachsen, mächtig umrahmt von Trauerweiden und Eichen. Wir Kanuten schwärmen noch von der Badestelle mit dem hölzernen Steg am benachbarten Pipersee, während ein Angler stolz seinen Tagesfang räuchert. Ein stilvoller Genuss nach einem spannenden Outdoor-Tag in einem beeindruckenden Naturschutzgebiet.

    Basiswissen:

    Unterkunft

    Ob Gemeindehaus, Scheune oder Campingplatz: In den umliegenden Gemeinden Salem, Dargow oder Bresahn finden sich Unterkünfte für jeden Geschmack und Geldbeutel. Ferienwohnungen findet man bei der IGT Interessengemeinschaft Tourismus (www.ferien-lauenburgische-seen.de), Tagescampingplätze im Schaalsee-Camp (www.kanu-center.de), Mietwohnwagen und Campingplätze auf dem Natur-Campingplatz Salemer See (www.camping-salem.de) sowie Bed & Breakfast in der Bauernkate Klein-Thurow (www.bauernkate-klein-thurow.de).

    Wo anklopfen?

    Gemeinde Salem-Dargow-Bresahn (www.salehm-dargow.de), Schaalsee-Info (www.schaalsee-info.de), Biosphärenreservat Schaalsee (www.schaalsee.de).

    Wie ankommen?

    Ohne eigenes Fahrzeug schwierig. Zwar verkehrt ein Bus zwischen Ratzeburg und Dargow, der auch in der Nähe von Sterley beim Schaalsee-Camp hält, jedoch sind die seltenen Verbindungen nicht unbedingt empfehlenswert. Sportliche Naturen können alternativ auch mit dem eigenen Fahrrad anreisen: Von Ratzeburg nach Sterley-Pipersee in Richtung Seedorf sind es etwa 12 Kilometer Fahrt, wobei ein Großteil der kürzesten Strecke entlang der Landstraße keine eigenen Radwege führt. Die dünn besiedelte Region ist bei Radwanderern sehr beliebt. Zarrentin im Süden des Schaalsees ist einfacher mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen, aber dort kann man keine Kanus oder Kajaks mieten, lediglich Segelboote oder Angelkähne. Dafür findet man in Zarrentin das Pahlhuus, Info-Center des UNESCO-Biosphärenreservats Schaalsee.

    Kanu & Angeln

    Kajaks und Kanus lassen sich mitsamt Schwimmwesten im Schaalsee-Camp (www.kanu-center.de) mieten, ebenso bei der Bootsvermietung & Segelschule Peter Morgenroth in Salem (www.kanu-kanu.de) oder Bootsvermietung in Salem bei Peter am Steg (Tel: 0174 25 33 211). Ein wasserdichter Sack für Kamera oder Wertsachen sollte nicht fehlen. Hilfreich ist auch eine eigene Taucherbrille mit Schnorchel, um die klare Unterwasserwelt zu erkunden. Ein kleiner Tampen zum Festmachen, Sonnenhut und Sonnenschutz gehören ebenfalls ins Reisegepäck. Der Schaalsee ist auch ein Eldorado für Raubfischangler: Das klare Gewässer enthält Fischarten wie Hecht, Barsch, Zander, Karpfen, Große Maräne, Aal. Auskünfte zu Angelerlaubnisscheinen erteilt die Fischereiaufsicht in Dargow, Thorsten Jantz, Tel.: 0173 6505193. Ebenso der Sportfischerverein Salem e. V., Peter v. Zitzewitz, Tel.: 04541 6410. In Zarrentin kann man als Gastangler zudem kleine Angelkähne und Segelboote mieten: www.schaalseefischerei.de. Vor dem Fall der Berliner Mauer verlief durch den Schaalsee auch die Grenze zwischen der DDR und der BRD – ein Grund für die naturbelassene Schönheit der Region und die strengen Auflagen im heutigen Biosphärenreservat: Um überhaupt ein Paddel in das klare Wasser stechen zu dürfen, muss eine Genehmigung mit Tagesgebühr in Höhe von acht Euro bezahlt werden. Wer keine Genehmigung erhält, kann auch auf den Pipersee, Schaalseekanal oder Salemer See ausweichen – einzelne Teilseen der insgesamt 9 Seen des Biosphärenreservats. Eigene Boote dürfen nicht mitgebracht werden, um die geschützte Tier- und Pflanzenwelt nicht zu gefährden.

    Radfahren

    Im Naturpark Lauenburgische Seen finden sich 20 Radrouten durch Weiler, Seenketten und Moore – rund 150 Kilometer ausgeschilderte Rad- und Wanderwege durchziehen das Biosphärenreservat Schaalsee. Zur Grundausrüstung gehört festes Schuhwerk, ein Fernglas für Wildbeobachtung, Regenjacke, Sonnenschutz, ausreichend Wasser und Reserveproviant. Ein Mobiltelefon kann im Falle von Verletzungen hilfreich sein. Wer wild kampieren möchte, sollte sich vorab über möglichen Privatbesitz des Lagerplatzes informieren. Fahrradvermietung vor Ort z. B. im Schaalsee-Camp am Schaalseekanal in Sterley zwischen Schaalsee und Pipersee. Touristische Radrouten im Netz: www.Amt-lauenburgische-Seen.de.

    © Foto und Text von Ralf Falbe 2018