Rund um die Subic Bay an der Westküste von Luzon erstrecken sich immergrüne Hügel und weite Sandstrände. Ein Eldorado für Kanuten, Wracktaucher und Outdoor-Freunde: In der weiträumigen Bucht, die noch bis in die frühen 90er Jahre den Amerikanern als natürlicher Militärhafen diente, lassen sich etliche Schiffswracks, einsame Strände und stille Seitenarme erkunden. Genusspaddler stoßen hier in der blutroten Abenddämmerung auf eine tropische Bergkulisse, die an Tahiti erinnert. Touristenströme? Fehlanzeige.
Kanuten und Kayakfahrer haben die rund 10 Kilometer breite Bucht am Südchinesischen Meer fast für sich alleine, nur einige ankernde Fischerboote oder Frachter zeigen sich. Auf dem Meeresgrund liegen zahlreiche US-amerikanische und japanische Wracks aus dem Zweiten Weltkrieg, sogar Schiffswracks aus der spanischen Kolonialzeit. Einige dieser Relikte aus der wechselvollen Geschichte der Philippinen lassen sich selbst von Anfängern leicht erkunden, so dass Paddler in diesem Revier an lohnenden Stellen ihr Boot festmachen können. Eine kleine Schnorchelausrüstung – Flossen sind nur bei starker Strömung erforderlich – sollte daher im Handgepäck nicht fehlen.
Stundenlanges Paddeln, Sonnenbaden, Schnorcheln: An vielen Ecken der Bucht kann man die Ruhe auf dem Wasser unbeschwert genießen. Es geht entlang der grün bewachsenen Bergufer, wo sich das Wasser nicht so kabbelig zeigt wie am offenen Zugang zur Bucht. Der Seegang ist moderat, das Kanu leicht zu meistern. Auf der großen, offenen Wasserfläche in der Mitte der Bucht angekommen, wird das Boot von kleinen Wellen umspült. Ein Fischerkahn tuckert gemächlich vorbei, man mustert neugierig das tanzende Kanu mit den fremden Gestalten. Wenig später dann Kurswechsel, es geht zurück im Windschatten eines ankernden Frachters. Das Paddeln wird zum sportlichen Genuss, das Kanu durchschneidet schmatzend die Wasserfläche.
Unter dem Boot zeigt sich alsbald ein lebensfrohes Korallenriff, eine bunte Abwechslung beim schlingernden Rutschen auf der Welle. Über 20 Wracks liegen in der Bucht auf dem Meeresgrund verstreut, viele Opfer eben dieser Riffe oder von Kampfhandlungen und Unwetter. Auf dem maritimen Schiffsfriedhof finden sich gut erhaltene Schlachtkreuzer wie die USS New York, in etwa 27 Meter Tiefe gelegen. Andere Wracks liegen bereits in Tiefen von nur 5 Metern und lassen sich auch gut beim Schnorcheln erkunden. Einige Glückliche im Tiefenrausch sollen gar Golddublonen von versunkenen spanischen Galeonen gefunden haben, auch wenn die Sichtweite hier maximal 15 Meter beträgt.
Kurz darauf wird die philippinische Schleppangel ausgerollt: Ein roter Blinker mit Haken an Maxima Marine Green-Angelschnur, die um eine leere Wasserflasche geschlungen ist. Einfach und effektiv, wie sich beim Aufrollen zeigt, als ein Fisch anbeißt: Kein Hochseefischen, aber eine abenteuerliche Fangfahrt mit dem Kanu. Spritzwasser trifft darauf das Vorschiff – eine mitgebrachte Trockenbox bewährt sich und die Kamera bleibt trocken. Eine Wanderfahrt, die alle Erwartungen an ein Tropen-Abenteuer am Südchinesischen Meer erfüllt.
Am Abend dann nach der Kanutour wieder Landgang am Baloy Long Beach in Barrio Barretto. Fertiggerichte und Tütensuppen sind nicht erforderlich: In den zahlreichen Restaurants und Bars gibt es asiatische Köstlichkeiten und eiskaltes Bier aus der Flasche. Ein stilvoller Genuss nach einem spannenden Outdoortag in beeindruckender Natur.
Basiswissen:
Unterkunft
Manila: Santo´s Pension House, 1540 A. Mabini Street, Ermita, Manila, (632) 523-4896, E-Mail: santospension@gmail.com. Beste Budget-Option mit sauberen Zimmern (Fan, Gemeinschaftsbad) ab 700 Peso. Mit AC und Bad etwas teurer. Hier wurde selbst eine vergessene Sonnenbrille bis zur Rückkehr aufbewahrt. Mabini Pension House, 1337 A. Mabini Street, Ermita, Manila, (523) 3930, E-Mail: reservations@mabinipension.com. Saubere Zimmer (Fan, Gemeinschaftsbad) ab 780 Peso, mit AC und Bad etwas teurer. WiFi, Frühstück und nettes Management. Nebenan kann man zu guten Kursen beim Money Changer Geld wechseln. Barrio Barretto: Johan´s Adventure Dive Center, Baloy Long Beach, Barrio Barretto, www.subicdive.com, schlichte Zimmer mit Fan und Bad ab 700 Peso. Harley`s Pub & Hotel, Baloy Long Beach, Barrio Barretto, www.harleyspub.com, schöne Anlage beim Schweden Mickey, Zimmer mit AC und Bad ab 1.200 Peso. Am Wochenende viele Besucher aus der Metropolregion Manila, besser vorher anreisen oder reservieren.
Wann reisen?
Ideale Reisezeit für Outdoor-Freunde und Kanuten ist von Dezember bis Mai, danach wird es deutlich heißer und ab Juni ist auch mit Regenfällen zu rechnen. Tropische Tiefs und Taifun-Windstärken können Landrutsche auslösen und harmlose Bäche in stürzende Wildwasser verwandeln. Der Hauptmonat für Taifune ist der September. Ab November baut sich dann wieder der Nordostmonsun auf – ein Hochdruckgebiet, das die gesamten Philippinen beeinflusst.
Wo anklopfen?
Philippine Department of Tourism, Kaiserhofstraße 7, 60313 Frankfurt am Main, Telefon: 069 20893, E-Mail: info@diephilippinen.de, Internet: http://www.diephilippinen.de. Informationen über die Philippinen auch in zahlreichen Blogs und Foren wie http://www.reisejournal.me, http://www.philippinenforum.net, http://www.philippine-travel.com.
Wie ankommen?
Anreise von Manila mit dem Bus nach Olangapo, etwa 4 Stunden Fahrzeit, stündliche Abfahrt. Dort vom Busbahnhof mit dem Tricycle weiter nach Barrio Barretto, etwa 20 Minuten Fahrzeit. Viele Tricycle-Fahrer erhalten von Resorts wie Johan´s Adventure Dive Center 200 Peso Kopfgeld für neue Hotelgäste, also sollte die Tour nicht mehr als 150 Peso kosten.
Was kostet es?
Das Preisniveau in den ländlichen Gebieten von Luzon ist weitaus niedriger als auf den touristisch relevanten Inseln wie Boracay, Bohol oder auch Palawan. Einfache Unterkünfte (ohne AC) ab umgerechnet 12 Euro, Tellergerichte im Restaurant ab umgerechnet drei Euro. Die besten Wechselkurse gibt es gleich bei der Ankunft am Flughafen von Manila. Wechselkurs: 1 Euro = 60 Peso (Stand: Oktober 2017).
Kanu & Tauchen
Kayaks und Kanus lassen sich mitsamt Schwimmwesten am Baloy Long Beach in Barrio Barretto mieten, ebenso Fischerboote für Tagesausflüge. Dort finden sich auch mehrere Tauchbasen für Schnorchel- oder Tauchausflüge. Strömung und Gezeiten sind moderat, aber die Entfernung in der weiträumigen Bucht ist nicht zu unterschätzen. Das geschützte Großgewässer kann auch gut von Ungeübten befahren werden. Ein wasserdichter Sack für Kamera oder Wertsachen sollte nicht fehlen. Hilfreich ist auch eine eigene Taucherbrille mit Schnorchel, um die Unterwasserwelt zu erkunden. Ein kleiner Tampen, Sonnenhut und Sonnenschutz gehören ebenfalls ins Reisegepäck. Tipps zu Tagestouren und Ausflüge gibt auch der Schwede Mickey im Harley`s Pub und Hotel, der seit rund 30 Jahren hier lebt. Die Bucht von Subic gilt als taifunsicher.
Trails & Trekking
Ein markierter Trail sollte unter keinen Umständen verlassen werden. Gebietsweise muss mit Blutegeln, Krabbeltieren oder auch Schlangen gerechnet werden – Wildnis bedeutet Leben. Zur Grundausrüstung gehört festes Schuhwerk, ein Fernglas für Wildbeobachtung, Sonnenschutz, ausreichend Wasser und Reserveproviant. Ein Mobiltelefon mit einheimischer SIM-Karte kann im Falle von Verletzungen hilfreich sein – auf den schlüpfrigen Pfaden kann man rasch wegrutschen und sich eine schmerzhafte Bänderdehnung oder Verstauchung zuziehen. Wer wild kampieren möchte, sollte sich vorab über möglichen Privatbesitz des Lagerplatzes informieren. Naturfreunden sei die Haribon Foundation empfohlen, eine Vereinigung von philippinischen Naturschützern. Hier kann man sich ornithologischen Expeditionen anschließen, von einheimischen Kennern lernen oder auch einfach nur an Outdoor-Trainingscamps teilnehmen: Etwas Survival-Kenntnisse in regionaler Flora und Fauna sind immer hilfreich.
Mehr erfahren
Der ehemalige Flottenstützpunkt United States Subic Naval Base ist auch Ausgangspunkt für Ausflüge an die Südostflanke des Vulkans Mount Pinatubo, wo der gleichnamige Kratersee erkundet werden kann. Seit dem Rückzug der US-Streitkräfte wird die Fläche der ehemaligen Militärbasis kommerziell genutzt. Rund um die heutige Industrie- und Freihandelszone Subic Bay Freeport Zone (SBFZ) wurden Vergnügungs- und Wildparks eingerichtet, die viele einheimische Touristen anziehen. Der Tree Top Adventure Park bietet z. B. Outdoor-Aktivitäten wie Canopy oder Trekking-Touren: www.treetopadventureph.com. Im Jungle Environment Survival Training Camp kann man an Überlebenskursen oder Nachtwanderungen im Regenwald teilnehmen. Robinson-Freunde und Angler finden auf der traumhaft schönen Insel Potipot Island nahe Masinloc ihr Paradies, wo man aber ein kleines Zelt mitbringen sollte. Die nahegelegene Bataan-Halbinsel war während des Zweiten Weltkriegs heftig umkämpft und Ausgangspunkt für den Todesmarsch von knapp 80.000 alliierten Kriegsgefangenen.
Sich orientieren
Übersichtskarten gibt es z. B. bei Johan´s Adventure Dive Center in Barrio Barretto zu kaufen. Kartenmaterial auf den Philippinen: www.ezmaps.ph.
© Text und Foto von Ralf Falbe 11/2017. Abdruck im KANU Magazin 02/2018.