Urlaub im dänischen Ferienhaus – Eintauchen in eine Alltagskultur ganz ohne Hotel-Zwänge
Eine Auszeit an der dänischen Ostseeküste in einem Ferienhaus verspricht Entspannung und viele neue Eindrücke. Ein Erlebnisbericht über das Mitwohnen an einem langen Wochenende mit vielen spannenden Ausflügen rund um Aarhus.
Der Schlüssel dreht sich im Schloss herum und die Tür springt auf. Sophie schiebt sich neugierig in den Flur, dicht gefolgt von Elias. Mit entschlossenen Schritten erkunden wir unser neues Zuhause, das für ein langes Wochenende gemietet wurde. „Mit Meeresblick, genau wie in dem Prospekt!“, stellt Sophie anerkennend fest und öffnet die Terrassentür in der großen Glasfront, um die frische Ostsee-Luft einzusaugen. Eine erste Erkundung der Räumlichkeiten bringt die Erkenntnis, dass unsere kleine Gruppe von vier Personen nun über ganze vier Schlafzimmer, drei Bäder und ein Billardzimmer verfügen kann. Platz ist also reichlich vorhanden und rasch werden die Schlafzimmer verlost. Anschließend deponieren wir die mitgebrachten Lebensmittel im Kühlschrank der offenen Wohnküche und prüfen die WLAN-Verbindung über das Smartphone. Elias untersucht derweil den Außenbereich: Auf der Terrasse steht ein abgedeckter Weber-Gasgrill, daneben ein moderner Whirlpool mit Schutzhaube. Euphorie macht sich breit. „Auf unser schönes Wochenende!“, strahlt Julia und reicht jedem zur Begrüßung ein Glas Sekt. Wir freuen uns auf echt dänische Alltagskultur ganz ohne Hotel-Zwänge mit viel Platz für Privatsphäre.
Wir tauchen sofort ein in die skandinavische Alltagskultur mit Entschleunigung
Inzwischen hat Elias, der eine rustikale Outdoor-Küche zu schätzen weiß, den Grill in Betrieb genommen und würziger Rauch regt unseren Appetit an. Die Nackensteaks brutzeln auf dem Rost, während der lange Tisch auf der Terrasse gedeckt wird. Jeder hilft mit und so stehen bald Salate, Beilagen und Getränke einträchtig nebeneinander. Sophie bringt dazu eine Schüssel mit Eiswürfeln aus dem hauseigenen Ice-Crusher, den wir alle vorher schon bewundernd gemustert hatten. Zufrieden blicken wir nach dem Essen auf die tiefblaue Ostsee und lassen den ersten Abend mit ausgedehnten Spaziergängen am Strand und sprudelnden Wasser-Massagen im Außen-Spa ausklingen. In Dänemark gibt es über 7.000 km Küste – fast jedes Ferienhaus ist also nicht weit vom Wasser entfernt.
Am nächsten Morgen hat Elias bereits den Tagesplan für Ausflüge in das nahe Aarhus erstellt. Nach vielem Blättern im Reiseführer erklärt er: „Die Slotsruin auf der Halbinsel Kalø müssen wir unbedingt gesehen haben! Die Burgruine soll uralt sein, wurde von König Erik Menved im Jahr 1313 errichtet. Dazu Dänemarks älteste mittelalterliche gepflasterte Straße, die durch eine atemberaubende Landschaft führt. Wer kommt mit?“ Kurzentschlossen drängeln wir uns alle in den Wagen und gelangen zunächst zum nahen Moesgaard Museum, das Geschichte und Exponate aus Dänemarks Vergangenheit zeigt. Steinzeit, Bronzezeit, Eisenzeit, Epoche der Wikinger und Mittelalter werden hier multimedial aufbereitet und mit persönlichen Erzählungen angereichert. Beeindruckt mustern wir Architektur und Exponate, bevor Julia zum Aufbruch mahnt: „Es gibt doch noch so viel andere Sachen zu sehen.“ Sophie steuert den Wagen daraufhin rund um Aarhus, so dass wir nach etwa 30 Minuten die Halbinsel Kalø erreichen. Elias liest aus seinem Online-Reiseführer laut vor: „Der berühmteste Gefangene auf der Burg war Gustav Vasa, der hier von 1518 bis 1519 gefangen gehalten wurde, bis es ihm schließlich die Flucht gelang. Er wurde später König von Schweden.“ Ehrfürchtig beschreiten wir das mittelalterliche Straßenpflaster, das alle Besucher bis zur gut erhaltenen Burgruine führt. Kleine Gruppen begleiten uns dorthin, wo Elias prompt sein Fernglas aus der Tasche zieht und den Horizont absucht, während Sophie neben ihm auf der Ruinenmauer kauert und ihre Handy-Fotos sortiert. Nach einigen Klettereien geht es dann erschöpft zurück zum Parkplatz, wo erst einmal ein original dänischer Hotdog auf dem Speisezettel steht. Julia kaut zufrieden auf ihrem skandinavischen Snack und seufzt glücklich: „Ach, hier lässt es sich leben!“. Alle nicken zustimmend und genießen die Nachmittagssonne vor der rustikalen Snackbar aus Holzbauteilen.
Die boomende Hafencity von Aarhus bietet für jeden etwas an Abwechslung
Kurz darauf erreichen wir die beeindruckende Skyline der Hafencity von Aarhus, die von Dänemarks höchstem Gebäude, dem 142,6 m hohen Lighthouse 2.0, dominiert wird. Mit einer Waffel Eis in der Hand schlendert die kleine Gruppe durch das moderne Viertel der pulsierenden Ostsee-Metropole, 2017 Kulturhauptstadt Europas. Es geht vorbei an Bootsstegen mit weißen Segelyachten und moderner Architektur wie dem Isbjerget (Eisberg), einem international ausgezeichneten Wohngebäude, das aussieht wie treibende Eisberge. Hier sieht man eines der größten Stadtentwicklungsprojekte in Nordeuropa: Aus einem alten Industriehafen ist ein futuristisches Wohn- und Arbeitsviertel am Wasser entstanden – geplant für bis zu 12.000 Bewohner und 10.000 Arbeitsplätze. Wieder ist es Elias, der aus seinem Reiseführer zitiert und Orientierungshilfe gibt: „Die Stadtplaner und Architekten haben hier viel Wert auf grüne Mobilität, Energieeffizienz und eine enge Verbindung von Stadt und Natur gelegt – inklusive Badezonen im Hafen und Fahrrad-Infrastruktur.“ Wir kaufen eine Tageskarte für den Besuch der Aussichtsplattform im Lighthouse 2.0 und rauschen beinahe lautlos mit dem Aufzug in die oberste Etage, den 42. Stock. Eine Treppe führt uns zur hochgelegenen Plattform, von der man einen grandiosen Rundumblick über die Hafencity von Aarhus sowie die Ostsee genießen kann. Andächtig macht Sophie Bilder mit ihrem Smartphone, während andere fasziniert die ungewohnte Höhe genießen. Erhabenheit und Demut machen sich breit. Wir lauschen dem Wind und erfreuen uns an dem sonnigen Tag.
Auch Outdoor-Sportler kommen in Dänemark auf ihre Kosten
Wieder auf normale Größe geschrumpft, geht es entlang der hippen Tiny Houses, die man online für eine Übernachtung buchen kann, in ein schönes Café mit Blick auf den Ostsee-Hafen. Dort versuchen sich einige sportliche Dänen beim Wakeboarding, werden mit einer hochlaufenden Leine als Seilbahn über Sprungschanzen im Wasser gezogen. Tosender Beifall erklingt, wenn einer dieser Matadore wieder einen spektakulären Sprung gemeistert hat. Elias zeigt sich begeistert: „Das ist eine Mischung aus Wasserski, Snowboarden und Skateborden. Eine coole, offene Community, geprägt von der Surf- und Skatekultur. Gefällt mir.“ Endlich können wir uns losreißen und finden nach einigem Suchen den geparkten Wagen wieder.
Zeit für lange Gespräche und unterhaltsame Spiele vor dem Holzofen
Zurück im Ferienhaus macht sich Sophie an die Nudeln, während Elias den Tofu in die Pfanne gibt. Der moderne Induktionsherd in der offenen Küche schnurrt wie eine Katze. Unten im Billardzimmer werden mittlerweile heiße Kämpfe ausgetragen, die offensichtlich den Appetit anregen. Nach dem Abendessen wechseln die Teams und es geht für die Billardspieler an den Abwasch, während die anderen beiden an den Strand flanieren, um den letzten Sonnenuntergang an der Ostsee zu genießen. Jemand zündet später den Holzofen an und wir anderen räkeln uns auf der bequemen Ledercouch mit Blick durch die großen Glasfenster auf den blauen Nachthimmel. Es ist die Zeit für tiefe Gespräche, unterhaltsame Gesellschaftsspiele und lange Gedankengänge mit Wind in den Haaren und Salzwasser auf der Haut. Der Fernseher bleibt ausgeschaltet.
Am nächsten Morgen frühstücken wir wieder auf der Terrasse und erfreuen uns ein letztes Mal an dem Meeresblick. „Ach, diesen Ausblick würde ich gern einpacken und mitnehmen“, seufzt Sophie ergriffen. Alle stimmen zu und wir sind uns einig, dass sich dieser Kurzurlaub wirklich gelohnt hat. Das dänische Lebensgefühl „Hygge“ hat uns ergriffen, diese Entschleunigung mit Gemütlichkeit, Ruhe und Geborgenheit. Wir werden es vermissen, das Meeresrauschen und Vogelgezwitscher am Frühstückstisch.
Infokasten:
Feriepartner Danmark, Sebastian Rehn, Schnackenburgallee 158, 22525 Hamburg, sre@feriepartner.de, Telefon 040 54 77 95 95, www.feriepartner.dk.
VisitDenmark, Glockengießerwall 2, 20095 Hamburg, contact@visitdenmark.com, www.visitdenmark.com.
Anreise am besten mit dem eigenen PKW über Flensburg. In Malling bei Odder (südlich von Aarhus) gibt es zwar einen Bahnhof, aber die Busverbindungen nach Ajstrup Strand sind etwas knapp bemessen. Außerdem sollte man eigene Bettwäsche und Handtücher mitbringen, dazu lohnt sich ein Grundstock an Lebensmitteln sowie Kleidung für wechselhaftes Wetter. Von Flensburg nach Odder sind es etwa 168 Kilometer Entfernung, für die man knapp zwei Stunden Fahrzeit benötigt. Von Odder bis nach Ajstrup Strand benötigt man noch einmal ca. 20 Minuten mit dem PKW. Zu Google Maps…
© Text und Fotos von Ralf Falbe 2025. Erschienen im NORDIS Magazin.