Kanutour in Dänemark

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    Per zieht die Angel aus dem Auto und zeigt auf den idyllischen Anleger mit den dümpelnden Fischerkähnen: „Ich war bestimmt schon 20 Jahre nicht mehr hier. Früher habe ich hier mit meinem Vater viel geangelt und an den Flussstränden weiter nördlich übernachtet. Hat sich nicht viel verändert.“ Er grinst zufrieden und freut sich, dass ihm heute jemand zuhört. „Brasse, Zander, Hecht. Alles schon gefangen hier. Wir Dänen essen eigentlich lieber Seefisch, aber das Angeln von kapitalen Raubfischen ist ein echtes Erlebnis. Und jetzt im September kann man Bachforellen mit der Trockenfliege fangen.“ Der Endfünfziger zwängt sich in seinen Camouflage-Overall und verschwindet kurz darauf im dichten Buschwerk. Für einen kleinen Plausch hat man immer Zeit in Dänemark.

    In der Zwischenzeit hat René von Suså Kanu & Kajak Weste, Paddel und Kanutonne zum Anleger gebracht. Er zeigt lachend auf sein mitgebrachtes Schild, das in gelber Farbe vor Krokodilen warnt: „Einige glauben wirklich, dass es diese Biester hier gibt.“ Er schüttelt den Kopf und macht sich wieder in der kleinen Holzhütte, in der das Bootszeug gelagert ist, zu schaffen. Kurz darauf taucht mein Paddel-Buddy Mads auf und wir wuchten gemeinsam eines der robusten Kanus zum Anleger. „Aluminium, importiert aus Schweden, beste Qualität,“ lautet sein schnaufender Kommentar zu den schnittigen Booten. „Kriegt man kaum unter 2.400,00 Euro das Stück!“. Wir stoßen uns ab vom Steg, gleiten nach den ersten Paddelschlägen sanft in die erste Flussbiegung.

    Dichter Bewuchs und gelbe Schilfgürtel ziehen an unserem Kanu vorbei. Schmatzende Geräusche, wenn die Holzpaddel in das klare Wasser tauchen. Es ist bereits Anfang September, deshalb sind heute kaum weiteren Wasserwanderer unterwegs. Nach einigen Paddelschlägen öffnet sich der schmale Fluss etwas in die Breite und wir gelangen kurz hinter Skelby zu einer schmalen Betonbrücke. Zeit für eine erste Pause, wir ziehen das robuste Aluminium-Kanu gemeinsam aus dem Wasser und genießen den Rundblick in die friedliche Landschaft.

    Der Suså, Dänemarks fünftgrößter Fluss, entspringt südlich von Rønnede auf der Insel Seeland und schlängelt sich über 87 Kilometer durch eine mäandernde Bilderbuch-Landschaft bis hinunter nach Naestved und der Mündung am Karrebæk Fjord. Seit Jahrhunderten dient dieser Flusslauf bereits als Transportweg für Lastkähne und kleine Frachtboote. Heute wird der Suså ausschließlich als Erholungsgebiet genutzt: Das klare Wasser gilt als überaus fischreich und beherbergt über zwanzig verschiedene Fischarten, darunter Hecht und Zander. Strömung ist kaum vorhanden, das klare Flusswasser hat Badequalität und mit einer durchschnittlichen Tiefe von etwa 1,50 Meter ist der Fluss Suså auch für Kajak-Neulinge gut geeignet. Am Boden des Flusses finden sich sogar seltene Bachmuscheln, die sonst in ganz Dänemark kaum noch zu sichten sind.

    Zurück auf dem Wasser treiben uns kräftige Paddelschläge auf das hochherrschaftliche Gut Herlufsholm zu, vor dem ein gepflegter Minigolfplatz mit grüner Wiese zu erkennen ist. Wir sind beeindruckt von der baulichen Pracht in dieser Lage direkt am Wasser, verharren ein paar Minuten regungslos im Kanu und staunen. Ein Plätschern rechts vom Boot lässt uns in die dänische Realität zurückkehren: In dem glasklaren Flusswasser zieht ein lebhafter Fischschwarm auf der Suche nach Nahrung vorbei. Die Sonnenstrahlen verstärken den Eindruck eines großen Aquariums, über dem unser Kanu scheinbar schwerelos treibt.

    Kräftige Paddelschläge beschleunigen das Boot wieder und bringen uns rasch weiter. Nach der nächsten Biegung zeigen sich am linken Flussufer markante Baumreihen, die an die Toskana erinnern. Wir nähern uns dem Fjaellebrohus, einem historischen Fachwerkbau mit Campingwiese und Picknick-Bänken am rechten Flussufer. Im Sommer immer gut besucht mit vielen Paddlern, die hier ihre Zelte aufschlagen. Heute paddeln wir das Kanu ungestört an die morastigen Baumstämme, die vor der Zeltplatz-Wiese einen Anleger bilden. Ich beneide Mads um seine dunkelgrünen Gummistiefel, muss mich mehrfach beim Entladen des Bootes barfuß in das kühle Flusswasser lehnen. Endlich lagern Pelikan-Boxen, Verpflegung sowie Angelzeug auf der Wiese und wir können schweigend den Rundblick genießen. Ein einsamer Eisvogel zieht dabei seine Bahnen über uns.

    Die erste Tagesetappe auf vielleicht Dänemarks schönsten Fluss haben wir erfolgreich abgeschlossen. Kurz darauf züngeln die ersten Flammen des Lagerfeuers in den Himmel, während Tourguide Mads die Angel ausgeworfen hat. Zufriedenheit macht sich breit.

    Servicekasten:

    Kanu- und Kajaktouren auf der Insel Seeland:

    Um Pflanzen und Tiere zu schützen, ist das Befahren des Flusses Suså nur mit einer Genehmigung möglich. Paddler mit einem eigenen Kanu sollten sich vorher bei einem örtlichen Tourguide oder Kanuverleiher anmelden, um bei Kontrollen eine Art Nummernschild (Gästekennzeichen, 125 DKK, gültig für 4 Tage) vorweisen zu können. Boote-Verleih und Einstieg u. a. beim Stridsmølle Huset, einem gut ausgeschilderten Anleger mit vielen Feuerstellen für Outdoor-Freunde. Der Platz wird mit der Videokamera überwacht: In der Sommerzeit können dort durchaus bis zu 30 Autos von Wassersportlern parken. Eine Kanutonne für Wertsachen und Schwimmweste gehören zum Standard bei den Leih-Booten. Bei den Kajaks sind häufig die Schwerter wegen des flachen Wassers abgebaut, man lenkt dann nur mit Paddelschlägen und Verlagerung des eigenen Körpergewichts. Entlang des südlichen Flusslaufs in Richtung Naestved viele Picknick- und Campingwiesen wie Holløse Enge Teldplads, auf denen man nach Anmeldung für umgerechnet etwa zehn Euro sein Zelt aufschlagen kann. Auf der nördlichen Route stößt man auf größere Seen wie Bavelse Sø und Tystrup Sø, dazu helle Sandstrände an den Flussufern wie Frederikskilde Strand, an denen auch übernachtet werden kann. Info: www.southcoastofdenmark.com/susaen.

    Weitere Spots für Paddler finden sich unweit gelegen in den Ostsee-Fjorden und Haffs von Karrebaeksminde und Bisserup, die auch als hervorragende Segelreviere gelten. Die Insel Agersø erreicht man mit der Fähre von Stigsnaes Havn in etwa 20 Minuten Überfahrt für rund 20,00 Euro Gebühr (Hin- und Rückfahrt mit dem PKW). Am Fährhafen steht ein Automat, an dem man das Ticket mit der Karte bezahlen kann. Auf der Insel verleiht Søren Hansen, dessen Familie in 5. Generation dort lebt, SUP-Boards und organisiert bei Bedarf auch geführte Touren mit einem Traktor. Wer ein eigenes Kanu oder Kajak auf dem Autodach mitführt, findet an der Insel-Westküste viele geschützte Buchten für großartige Erlebnisse auf dem Wasser. An der Südseite sehen Besucher noch historische Kanonen, da hier einst ein strategischer Beobachtungsposten der internationalen Schifffahrtstraße Großer Belt lag.

    Kontakte & Adressen: Tourguide Søren Hansen, Agersø, Telefon +45 2235 2100. Suså Kanu & Kajak, https://susakanokajak.dk, Kanu- und Kajakverleih für Touren auf dem Fluss Suså, Stridsmølle Huset, Rejnstrupvej 32, 4250 Fuglebjerg, mit Beschilderung an der Straße. Kanuverleih auch beim alten Schleusenhaus, dem „Slusehuset“, gleich bei Naestved. Info: www.slusehuset.dk und https://destinationsjaelland.dk. Verleih von Kanus auch bei Suså Kanoudlejning, www.kanoudlejning.dk. Tourguide Mads Paarup, Telefon +45 2990 1412, www.paatur.dk. Mads wohnt in Naestved, spricht auch etwas Deutsch und kann bei der Anmeldung zu Paddeltouren auf dem Fluss Suså behilflich sein. Gästekennzeichen für die Seen Tystrup und Bavelse: Support Association for Tystrup-Bavelse Nature Park, Bent Micho Lange, E-Mail: benth.micho@gmail.com.

    Unterkunft:

    Hotel Kirstine, www.hotelkirstine.dk, info@hotelkirstine.dk, Fon: (+45) 5577 4700. Exklusive Küche, lauschige Lounge mit Ledersesseln und Jagdtrophäen u. a. aus dem Holmegaard Moor, Spa & Pool, dazu viel regionale Dekoration und Fachwerk aus den letzten Jahrhunderten. Gilt als bestes Hotel mit vier Sternen in Naestved und in der ganzen Region Südseeland.

    Enø Camping, www.enoe-camping.dk, info@enoe-camping.dk, Fon: (+45) 5544 2508, beliebter Campingplatz in bester Lage, in der Hauptsaison (Juli/August) besser vorab reservieren. Karrebaeksminde gilt als beliebtes Sommerziel vieler Dänen und wird auch liebevoll „Little Skagen“ genannt. Die „Enø Bageri“, die lokale Bäckerei, bietet eine beeindruckende Auswahl an Eissorten sowie Haselnusstörtchen. Die vielen Fischrestaurants mit Street Food ziehen im Sommer auch Einheimische aus dem nahen Naestved an, dazu dann Livemusik und kaltes Bier. Der Badeort ist eine gute Basis für Ausflüge in die nähere Umgebung und zu den Kanu-Spots. Vor Ort kann man Kajaks bei MarineEvent ausleihen, Fon: (+45) 4015 2173. Info zur Halbinsel: www.karrebaeksmindeinfo.dk.

    Bisserup Camping, www.bisserupcamping.dk, post@bisserupcamping.dk, Fon: (+45) 55459568, direkt hinter dem Strand gelegen, viele dänische Kajak- und Kanufahrer in der Saison. Deutlich ruhiger als im nahen Karrebaeksminde.

    Kobaek Strand Hotel, www.kobaekstrand.dk, booking@kobaek-strand.dk, Fon: (+45) 5819 4515, gleich hinter Skaelskør gelegen mit Blick auf den Großen Belt und die Autobrücke, abends Buffet mit leckerem Essen. Schräg gegenüber findet sich ein ausgezeichnetes Restaurant, das Kobaek Café, das allerdings nicht ganz preiswert ist. Die Gäste reisen mitunter eigens aus Kopenhagen an, um hier die dänisch-französische Fusionsküche zu genießen. Info: www.kobaek-cafeen.dk. Wichtige Wassersport-Events: www.harboecup.dk.

    Agersø Kro, https://www.agersoekro.dk, Restaurant und Pension auf der Insel Agersø, Egholmvej 2, 4244 Agersø. Herzliche Gastronomie im Landhausstil. Auf der gesamten Insel, etwa 6,5 Kilometer lang und nur 3 Kilometer breit, leben knapp 170 Menschen und über 300 verschiedene Vogelarten. Info: https://www.visitdenmark.de.

    Ausrüstung:

    Spejder Sport, www.spejdersport.dk, Outdoor-Ausrüster im Zentrum von Naestved, hier können sich Wassersportler und Kanufahrer mit allerlei Equipment eindecken.

    © Text und Fotos by Ralf Falbe Photography 2024. Ein redaktioneller Beitrag für das KANU Magazin mit freundlicher Unterstützung durch VisitDenmark.